
Sonntagsbrunch mit der Autorin Bettina Kiraly
Heute beim Sonntagsbrunch habe ich eine liebe Kollegin aus Österreich zu Gast. Bettina Kiraly (oder auch Betty Kay – bisweilen auch Ester D. Jones) veröffentlichte 2007 ihr erstes Buch, gefolgt von der Krimireihe „Mystic Wings“ und der Mystery-Erotikreihe „Adolescentia Aeterna“ und verschiedenen Kurzgeschichten. Im September 2014 erschien ihr Roman „Gefährliches Herz“ bei Forever by Ullstein.
Ich bin gespannt, wie das heutige Interview verlaufen wird, denn Bettina ist nicht allein zum Brunch gekommen. Begleitet wird sie von ihrer Romanfigur Johanna.
Liebe Bettina, für alle Autoren gibt es zunächst die obligatorischen Brunch-Fragen:
Kaffee oder Tee?
Milch, Zucker, schwarz?
Herzhaft oder süß?
Warm oder kalt?
Bettina: Früchtetee mit zwei Stück Zucker. Der Rest des Frühstücks süß und kalt, aber bitte alles ohne Laktose.
Johanna: Mann, musst du immer so Umstände machen?
Bettina: Tut mir leid. Ich habe mir nicht ausgesucht, dass ich seit fast zwei Jahren keine Milchprodukte mehr vertrage. Benimm dich höflich!
Johanna: Es war deine Idee, mich hierhin mitzuschleppen.
Bettina: Damit du unter Leute kommst. Jetzt sag Dorothea einfach, was du zum Frühstück willst.
Johanna: Kaffee mit etwas Milch, kein Zucker. Und dann hätte ich gerne ein herzhaftes, kaltes Frühstück.

1. Bettina, ist das Schreiben mittlerweile dein Hauptberuf oder gehst du (mal abgesehen davon, dass du wie ich Mutter zweier Kinder bist) noch einem „Brotjob“ nach?
Bettina: Mein Hauptberuf ist Muttersein. Das Autorendasein bezeichne ich als meinen Zweitberuf. Kein Brotjob würde mir erlauben, gleichzeitig für meine Töchter dazusein und meine Kreativität auszuleben.
2. Du bist heute nicht allein gekommen. Während der Arbeit an „Gefährliches Herz“ haben du und Johanna wohl viel Zeit miteinander verbracht. Wie seht ihr euer Verhältnis zueinander? Seid ihr so etwas wie Freundinnen?
Bettina: Johanna ist mir ans Herz gewachsen. Ich habe sie bei einem ihrer Ausflüge in Bars beobachtet. Damals habe ich ihr Verhalten nicht verstanden, aber ich wusste sofort, dass sie etwas Besonderes ist.
Johanna: Schnaub.
Bettina: Nein, ehrlich. Bei unserer ersten Begegnung habe ich gespürt, dass sie jemanden braucht, der sich um sie kümmert.
Johanna: Ach, bitte! Such dir doch ein neues Projekt!
Bettina: Ich begleite Johanna nun schon ein paar Jahre. Sie hat mir ihr Innerstes offenbart und alle Geheimnisse mit mir geteilt. Sie IST meine Freundin.
Und wie würdest du euer Verhältnis bezeichnen?
Johanna: Naja, wenn ich ehrlich bin, dann kennt Bettina mich so gut wie sonst niemand. Sie ist immer hinter mir und meinen Entscheidungen gestanden. Also ja, vermutlich … seufz … vermutlich ist sie meine Freundin.
Bettina: Du … du bezeichnest mich als Freundin? Wow! Ich … ich dachte, du duldest mich nur in deiner Nähe!
Johanna: Seufz. Manchmal weiß ich nicht, warum ich überhaupt noch mit dir rede.
Bettina: Im Moment kannst du mich nicht beleidigen. Ha, du hast mich Freundin genannt!
Johanna: Das werde ich wohl ewig bereuen.
3. Bettina, neben Krimis, Mystery und Erotik schreibst du auch historische Liebesromane. Wo würdest du „Gefährliches Herz“ genremäßig einordnen und welche Genres bevorzugst du als Leserin? Und wie sieht es mit dir aus, Johanna? Liest du gern – und wenn ja, was?
Bettina: „Gefährliches Herz“ ist ein Liebesroman, gewürzt mit einem düsteren Familiengeheimnis und rätselhaften Bedrohungen. In dem Buch erzähle ich, wie die verschlossene Männerfeindin Magdalena ihre Verletzlichkeit und Verunsicherung …
Johanna: Du hast das alles aufgeschrieben? Alle demütigenden Details? Gibt es denn gar keinen Ehrenkodex auf dieser Welt?
Bettina: Ich habe doch nur die Wahrheit gezeigt.
Johanna: Jetzt halten mich alle für schwach!
Bettina: Das tun sie nicht. Sie halten dich für menschlich! Jedenfalls ist „Gefährliches Herz“ ein etwas anderer Liebesroman. Wie sollte es anders sein bei so einer störrischen Heldin. Ich selbst lese gerne spannende Romane mit einer Liebesgeschichte. Wenn mich das Cover und die Inhaltsangabe ansprechen, dann ist mir das Genre egal.
Johanna: Ich hasse Schnulzen. Wenn ich mal etwas lese, dann sind es Abenteuerromane.
4. Wie lange begleiten dich die Figuren aus deinen Büchern? Bleiben einige länger oder hast du direkt wieder Neues im Kopf, wenn du die Arbeit an einem Text abgeschlossen hast?
Bettina: Johanna habe ich 2011 kennengelernt. Ich habe ihre Geschichte immer wieder überarbeitet, auch wenn sich die Handlung nicht wirklich verändert hat. Die Hauptcharaktere aus anderen Büchern melden sich auch immer wieder bei mir. Julian geht mir grad gehörig auf die Nerven mit seinen Zwischenrufen, obwohl die Adolescentia Aeterna-Reihe bereits abgeschlossen ist.
Johanna: Dann gib ihm meine Handynummer. Für einen Mann wie ihn hätte ich immer Zeit.
Bettina: Diesen Einwand würdige ich jetzt keiner Antwort. Ich habe mehrere neue Romanprojekte in der Schublade. Die Ideen arbeiten in meinem Kopf, und ich muss aufpassen, dass ich den groben Verlauf der Bücher nicht zu früh niederschreibe (dann verschwindet die Geschichte für immer in der Versenkung, weil sie sich irgendwie abgeschlossen anfühlt) und nicht zu spät (in dem Fall würde das Projekt meine Motivation, es zu schreiben, ersticken).
5. Wie steht ihr zu Ebooks und der zunehmenden Digitalisierung? Fluch? Segen? Irgendetwas dazwischen?
Johanna: Also ich finde diese Ebooks ja total ätzend. Wo bleibt denn da das Lesegefühl?
Bettina: Johanna! Du kannst doch sowas nicht sagen! Ohne Ebooks wäre ich als Autorin nicht da, wo ich gerade bin!
Johanna: Und wo ist das bitte? Ich hab deinen Namen noch auf keinen Bestsellerlisten gelesen.
Bettina: Eine Erfolgsstory ist kein Sprint. Man macht kleine Schritte auf sein Ziel zu. Und bislang ist es immerhin konstant vorwärtsgegangen. Entschuldige, Dorothea. Um auf deine Frage zurückzukommen: Ich glaube, dass Ebooks viele Vorteile haben. Wir Autoren können Romane schnell veröffentlichen und auch schnell ändern. Es ist uns möglich, sie günstiger anzubieten als print-Bücher. Als Leserin mag ich die Tatsache, dass ich jede Menge Bücher auf meinem reader in den Urlaub mitnehmen kann.
6. Bettina, bei welchem Buch würdest du dir wünschen, dass du es geschrieben hättest? Wenn du ein Buch schreiben würdest, Johanna, wie würde der Titel lauten?
Bettina: Ich liebe den „Fürst der Finsternis“ von Anne Rice. Dieses Buch ist für mich soviel mehr als ein Vampirroman. Als Leser begleite ich Lestat durch viele Jahrhunderte, bekomme ein Gefühl für die jeweilige Zeit und beobachte, wie Lestat seiner Menschlichkeit nachtrauert sowie wieder und wieder dieselben Fehler macht, obwohl er sich bemüht, seinen Weg zu finden. Ich versuche stets, ein ähnliches Leseerlebnis mit meinen Büchern zu bieten.
Johanna: Mein Buch würde „Survivor“ heißen. Dieser Name spiegelt mich absolut wider. Aber ich halte nichts davon, meine Gefühle niederzuschreiben.
7. Bettina, was ist für dich das Schönste am Schreiben?
Bettina: Ich liebe den Moment, wenn die Geschichte, die ich schreibe, sich einfach nur mehr „rund“ und „richtig“ anfühlt. Und ich mag, wenn ich nach dem Fertigstellen eines Buches merke, dass die Geschichte größer geworden ist als meine Anfangsidee.
Johanna: Rede dir bloß nicht ein, dass du meine Erfinderin bist. Wenn ich nicht mit dir geredet hätte, wäre „Gefährliches Herz“ nicht entstanden.
Bettina: Glaubst du, ich fühle mich wie Gott? Ich bin nicht größenwahnsinnig.
8. Was ist für dich die größte Schwierigkeit beim Schreiben?
Bettina: Bis zum Ende durchzuhalten. Bei einem Projekt gibt es immer wieder eine Stelle, ein Kapitel, an dem man das Gefühl hat, festzustecken. Ideen zu haben, ist keine Schwierigkeit. Sie in allen Punkten umzusetzen, ist die wahre Herausforderung. Und auf das, was nach dem Fertigstellen eines Projekts kommt, könnte ich auch gerne verzichten.
9. Planst du vorher genau, was in deinen Romanen geschehen soll oder schreibst du einfach darauf los? Wie sehr mischen deine Charaktere dabei mit?
Bettina: Wie du gemerkt hast, will Johanna immer das letzte Wort haben. Ihr gefällt nicht immer, was ich mit ihr geplant habe.
Johanna: Dann solltest du mir nicht so grausame Erlebnisse zumuten. Natürlich beschwere ich mich, wenn du mir Steine vor die Füße und an den Kopf wirfst!
Bettina: Pst. Ich habe von Anfang an im Kopf, wohin die Geschichte geht. Ich muss das Ende kennen, um auf dem Weg zum Ziel nicht die falsche Abfahrt zu nehmen. Einzelheiten der Handlung entwickeln sich aber oft erst während des Schreibens.
10. Wie geht ihr beiden mit Kritik um? Trifft sie euch?
Bettina: Ich nehme mir Kritik zu Herzen und versuche daraus zu lernen. Bislang habe ich keine negativen Kommentare erhalten, die ich nicht bis zu einem gewissen Maß nachvollziehen konnte. Im Moment darf ich – dürfen wir uns über fünf 5-Sterne-Rezensionen zu „Gefährliches Herz“ freuen.
Johanna: Mir ist ja vollkommen wurscht, was andere von mir halten. Ich lebe mein Leben nach meinen Regeln.
Bettina: Deine sechs Regeln solltest du aber langsam mal überdenken.
Johanna: Kritisierst du mich schon wieder? Ich habe nicht vor, mich zu ändern … mehr als notwendig. Egal wem das missfällt. Und wenn ihr meine Geschichte gelesen habt, werdet ihr mich verstehen.
Vielen Dank euch beiden, dass ihr heute bei mir zu Gast wart und euch meinen Fragen gestellt habt. Jetzt genießt aber erst einmal euren wohlverdienten Brunch.